Stilbeschreibung
"Mein kompositorisches Hauptinteresse liegt in der Untersuchung des musikalischen Entwicklungspotentials am Schnittpunkt von sorgfältig präpariertem Material mit spontan entstandenen Strukturen. Das Stück "Gangart", das ich 1986 für eine Aufführung in einer Reithalle geschrieben habe, setzte in diesem Sinne rhythmisch-räumlich komponierte Musik vom Tonband gegen die Live-Klänge, die die Performer erzeugten. Es waren dies vier berittene Schlagzeuger und zwei Perkussionisten zu Fuße, die sich nach einer Partitur auf der Reitbahn zu bewegen hatten und dabei freischwebend montierte Klangkörper passierten, die sie mit verlängerten Schlägeln anschlugen. Während Tonband und Bewegungslinien der Reiter einer genauen Partitur folgten, schlich sich durch die unmittelbare Reaktion von Reitern und Pferden auf das klangliche Geschehen eine Erlebnisebene unberechenbarer Art in die Musik. Ein anderer Aspekt musikalischer Kommunikation beschäftigt mich ebenfalls seit Jahren: In einer Reihe von Projekten wurden die Möglichkeiten erprobt, musikalisches Material am Netzwerk zu kommunizieren. Dabei kann es sich um den Austausch oder die gemeinsame Einrichtung klanglichen Grundmaterials handeln, wie auch um die konzertante Aufführung räumlich getrennter Instrumentalisten, die nur vermittels eines Netzes verknüpft sind. Im Projekt "Gaia" (ars electronica '89) und "Geometrie des Schweigens" erarbeitete ich gemeinsam mit Roy Ascott Modi des Klangaustausches zwischen Kommunikationspartnern, die über 1000 km voneinander entfernt waren, im elektronischen Raum aber gemeinsam tele-präsent zusammenwuchsen. Für das Projekt "Entrée/Sortie" tauschten 15 Musiker aus neun Ländern ein musikalisches Grundvokabular aus, bevor sie sich an Teilkompositionen eines Radiostückes machten. Die jüngste Arbeit im Feld der Telemusik stellt die Installation "Hausmusik" dar, die 1993 in Wien und München gezeigt wurde. Börsendaten eines kommerziellen News-Lieferanten wurden vom Modem empfangen, interpretiert und in real-time in Klangereignisse umgesetzt. Die wirtschaftlichen Prozesse des Welthaushaltes sollten somit zu den Prozessen einer Haus-Musik werden, die von Roboterinstrumenten (Geige und MIDI-Piano) exekutiert wurde."
Mathias Fuchs (1994)
Auszeichnungen
1987 Auslandsstipendium für Stockholm
1988 Royal College of Music Stockholm Stipendium
1993 Stipendium zum Thema "Migration", Klangbewegung in Raum und Zeit
1996 Atelierstipendium für Fujino, Japan
Ausbildung
1982 - 1985 mdw - Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Wien Elektronische Musik Kaufmann Dieter
1982 - 1985 mdw - Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Wien Elektronische Musik Haubenstock-Ramati Roman
1983 Technische Universität Wien Wien Diplom in Informatik (Heinz Zemanek)
1987 - 1988 EMS Elektronmusikstudion Stockholm Stockholm Komposition (Lars Gunnar Bodin)
1987 - 1988 EMS Elektronmusikstudion Stockholm Stockholm Komposition Ungvary Tamas
Tätigkeiten
1985 ORF - Österreichischer Rundfunk Wien freier Mitarbeiter in den Bereichen Wissenschaft, Kunstradio, Kulturjournal
1992 Akademie der bildenden Künste Wien Wien Projektleiter Medienstudio
1995 Kunstuniversität Linz Linz Lehrauftrag
Universität für angewandte Kunst Wien Wien Lehrkanzel für Kommunikationstheorie
Aufführungen (Auswahl)
1994 TRANSIT Innsbruck Utopia
Forum Stadtpark Graz, Kunsthalle Wien, MUMOK - Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig, ORF - Österreichischer Rundfunk, Stockholm Fylkingen, Wien Galerie Theuretzbacher, Helsinki ISEA, Helsinki Muu Galleria, Wien Museum Karlsplatz
zahlreiche Aufführungen, u.a. in Turku, Budapest, Norwich, Kairo
Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 31. 1. 2024): Biografie Mathias Fuchs. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/54080 (Abrufdatum: 21. 11. 2024).